Die heutige katholische Kirche von Bensheim Auerbach steht an der Grenze zweier alter Fürstentümer und damit an einer einst markanten Konfessionsgrenze:
- dem späteren Großherzogtum Hessen-Darmstadt und bei Rhein
- und dem Kurfürstentum Mainz
1526 führte Landgraf Philipp von Hessen die Reformation ein und die 1479, dem Hl. Nikolaus geweihte, gotische Kirche hier am Berg wurde evangelisch; sie hatte schon eine 1297 erwähnte romanische Vorläuferin.
Gemäß des Prinzips >cuius regio eius religio< blieb nach dem Augsburger Religionsfrieden 1555 Auerbach evangelisch und Bensheim katholisch.
1803 kamen bedeutende Teile des ehemals Kurmainzer Gebietes zu Hessen, dessen Verfassung 1820 Toleranz auch anderen Glaubengemeinschaften gegenüber festgeschrieben hatte; seit 1828 gehörten jedoch die wenigen Katholiken zu Bensheim
1908 wurden sie eine Filiale von Zwingenberg und durch die Evakuierung zu Beginn des Krieges
1939 kamen zusätzlich Katholiken aus dem Saarland und dem Niederrhein in dieses Gebiet und
nach dem 2. Weltkrieg 1945/46 viele Heimatvertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, Oberschlesien und Sudeten- und Egerland noch dazu, so dass
1955 im Stadtteil Auerbach eine eigene Pfarrkuratie errichtet wurde.
1958 war der 1. Spatenstich für die neue katholische Kirche von Prof. Jan Hubert Pinand, TH Darmstadt, entworfen und unter dem Architekten Römer, Darmstadt, fertiggestellt.
Ein moderner, funktionaler Liturgieraum wurde – schon vor der Liturgieerneuerung durch das II. Vatikanische Konzil – geschaffen in der Form eines Kreissektors einer Halbkugel aus einem T-Träger-Stahlgerüst, liebevoll spöttisch vom Volksmund >Registrierkasse< genannt.
1959 wurde sie durch Bischof Albert Stohr, Mainz geweiht auf den Titel >Heilig Kreuz< und mit dem Patronat des Heiligen Nikolaus, dessen Bild zusammen mit dem Löwen der Grafen von Katzenellnbogen, schon das uralte Gerichtssiegel von Auerbach prägte.
Beherrscht wird der Bau vom 112 m² großen Betonglasfenster von Prof. Bruno Müller-Linow, TH Darmstadt.
Alle Linien jedoch führen zum Altar hin, um den sich die Gemeinde Jesu Christi versammelt – um den Tisch des Wortes und des Brotes, wie es später das Konzil formulieren wird.
Die Kirche ist traditionell geostet, so dass die Nord-Süd-Achse länger ist als die Ost-West-Achse und damit die Gemeinde um den liturgischen Mittelpunkt geeint ist.
Von dem Alltagsleben draußen (Symbol des Labyrinths auf dem Kirchvorplatz) geht der Besucher über wenige Stufen in die Taufkapelle, die am Eingang des Gotteshauses steht und in deren Mitte das aus Muschelkalkstein gebaute Taufbecken sich befindet, bekommt jedoch schon Blickkontakt mit dem nächsten Raum, wo er eingeladen ist, am Tisch des Herrn Platz zu nehmen und – wenn er seine Augen erhebt – die Zukunftsperspektive seines Lebens sehen kann:
der Auferstandene und lichtvoll wiederkehrende, transparente Christus kommt ihm entgegen, thronend über dem himmlischen Jerusalem, die >goldene< Stadt, die auf ihn zuschwebt (Offb. 21)
Die Kirche besitzt unterhalb der Sakristei eine Krypta, dem Hl. Nikolaus geweiht, für Gottesdienste im kleinen Kreis; sie ist seit 1991 mit einem Wandteppich >Mose vor dem brennenden Dornbusch< (Ex 3) in Seidenmalerei von Annemarie Wichmann-Singer, Darmstadt, ausgestattet und seit
1959 läuten 3 Glocken: Nikolaus, Andreas und Michael geweiht.
Seit 1968 ist die Kirche mit einer pneumatischen Windladenorgel der Fa. Kemper, Lübeck mit 2 Manualen, 15 Registern und 1056 Pfeifen ausgestattet.
Zur Zeit des Kirchenbaues hatte die Gemeinde bereits ca. 2.200 Mitglieder
(2006: ca. 3.100).
Pfarrer Eduard Schließmann